Zusammenfassung
Kritische Werte sind grundlegende Erkenntnisse im chirurgisch-pathologischen Labor, von denen hochwertige Ergebnisse und Pathologiedienstleistungen abhängen. In der heutigen chirurgischen Pathologie wird die Bedeutung von kritischen Werten in Befunden oft unterschätzt. Viele Labore verfügen über kein ausgearbeitetes Konzept für die Bestimmung und den Umgang mit kritischen Werten, was ein erhebliches Versäumnis darstellt. Die Umsetzung eines soliden Konzepts für kritische Werte kann die betriebliche Effizienz erheblich verbessern. Ein solches beinhaltet eine Fallklassifizierung sowie Protokolle für Situationen, die von lebensbedrohlichen Notfällen bis hin zu weniger dringenden Fällen reichen. In diesem Artikel werden Konzepte für den Umgang mit kritischen Werten näher beleuchtet. Dabei soll ihre wesentliche Rolle in der modernen chirurgischen Pathologie und für die Erbringung qualitativ hochwertiger Pathologiedienstleistungen hervorgehoben werden.
Meldung von kritischen Befunden
In der chirurgischen Pathologie ist eine sofortige Benachrichtigung ein Muss. Die Identifizierung von kritischen Werten ist in der chirurgischen Pathologie von entscheidender Bedeutung für eine rechtzeitige und effektive Kommunikation. Kritische Befunde machen einen Anruf, eine sofortige Besprechung mit den Ärztinnen und Ärzten sowie ein schnelles und angemessenes Eingreifen erforderlich, um potenziell schädliche Folgen zu verhindern. Am Prozess beteiligt sind das Laborpersonal, klinische Dienstleister, Informatiker:innen und die Krankenhausleitung. Die Kommunikation muss idealerweise innerhalb von 30 Minuten erfolgen. Dies betrifft Fälle in den Bereichen Chemie, Toxikologie, Hämatologie, therapeutische Arzneimittel, Mikrobiologie, anatomische Pathologie und Zytopathologie.
Kommunikation von kritischen Befunden
Für die Kommunikation kritischer Befunde sind interne Telefonate zu empfehlen. Stellt dies eine Schwierigkeit dar, kann auch ein sicheres Nachrichtensystem helfen. In der chirurgischen Pathologie ist die Wichtigkeit kritischer Werte nicht offensichtlich. Auch gibt es kein etabliertes Protokoll für die Bestimmung, Meldung und Dokumentation solcher Ergebnisse. Erstmals würde ein Konzept für kritische Werte 1972 festgelegt.
Was sind kritische Werte?
Kritische Werte bezeichnen Laborbefunde, die außerhalb des Normalbereichs liegen und ein unmittelbares Gesundheitsrisiko darstellen könnten. Der kritische Wert wird auch als kritische Diagnose, dringende Diagnose und behandelbare, unmittelbar lebensbedrohliche Diagnose bezeichnet. Unabhängig von den verwendeten Begriffen ist eine sofortige Meldung an einen Gesundheitsdienstleister erforderlich, um notwendige Maßnahmen zu ergreifen.
Kritische Diagnosen
In der chirurgischen Pathologie beträgt die Bearbeitungszeit zwischen 2 und 14 Tagen. In dieser Zeit wird das Gewebe verarbeitet, die Objektträger präpariert, die Typisierung vorgenommen und der Bericht unterzeichnet. Kommen kritische Werte in Berichten vor, so erfordert dies eine sofortige Meldung, damit noch im Vorfeld zur Routineberichterstattung eingegriffen werden kann. Chirurgische Pathologinnen und Pathologen müssen wichtige Punkte bestimmen, um zwischen lebensbedrohlichen Zuständen und solchen, die mit Routineverfahren gelöst werden können, zu unterscheiden. Zusätzlich zu den kritischen Diagnosen gibt es einige Diagnosen, die ungewöhnlich oder unerwartet sind. Diese sind bei der Behandlung zu berücksichtigen, auch wenn sie nicht sofort als kritisch eingestuft werden. Diese Ergebnisse werden in der Regel als signifikante oder unerwartete Diagnosen bezeichnet.
Forschung zu kritischen Werten
Beschäftigt man sich mit dem aktuellen Stand der Literatur, ist die Zahl der Studien, die die Notwendigkeit der Bestimmung und Meldung kritischer und unerwarteter Pathologieergebnisse bewerten, begrenzt. Der Artikel “Critical value in surgical pathology: evaluating the current status in a multicenter study” zitiert einen Bericht von M. Mireskadari, der definiert, welche Befunde in der chirurgischen Pathologie als kritisch angesehen werden sollten. Es wurden fast 90 verschiedene Bedingungen extrahiert. In dem Bericht “Critical Values in Surgical Pathology” von Telma C. Pereira et al. wurden 13 kritische Fälle identifiziert. In 4 dieser 13 Fälle wurdenTelefonate mit Kliniker:innen dokumentiert. In der Studie wurden 2.659 Berichte aus der chirurgischen Pathologie zu kritischen Befunden in der chirurgischen Pathologie untersucht.
Effektive Kommunikation in der Forschung zu kritischen Werten
Chirurgische Pathologinnen und Pathologen müssen sich mit ihren Kolleginnen und Kollegen innerhalb der Klinik darüber einigen, welche Diagnosen als kritisch angesehen werden. Eine wirksame Kommunikation und eine ordnungsgemäße Dokumentation in Pathologieberichten sind wesentlich für die Erstellung einer Richtlinie für die Bestimmung und den Umgang mit kritischen Diagnosen. Eine Verzögerung oder Nichteinhaltung der Dokumentation könnte verheerende Folgen haben. Auch schriftliche Berichte sollten nicht vernachlässigt werden.
Die Leistungsfähigkeit der verbalen Kommunikation
Mündliche Kommunikation kann den Berichtsprozess beschleunigen. Es ist jedoch auch erwiesen, dass Kommunikation zu Missverständnissen führen kann. Daher müssen alle Berichte dokumentiert werden. Zusätzlich kann eine halbautomatische Meldung über spezielle Codes hilfreich sein. Die allgemeinen Leitlinien für kritische Diagnosen sollten als Vorlage verwendet werden, um die Liste in jedem Labor individuell anzupassen.
Informationen in kritischen Diagnosen
In der chirurgischen Pathologie wird der kritische Wert mittels numerischer Daten erkannt. Die chirurgische Pathologie ist informationsempfindlich. Chirurgische Pathologinnen und Pathologen sind mehr mit der Interpretation von Befunden als mit numerischen Daten befasst. Zu berücksichtigen ist, dass pathologisches und nicht-pathologisches Personal unterschiedliche Erwartungen an den kritischen Wert haben können. Diese Erwartungen können zu einer fehlerhaften Abstimmung führen und den Behandlungsplan von Patient:innen beeinflussen. Es ist ebenfalls erwähnenswert, dass viele Labore im Bereich der chirurgischen Pathologie über keine adäquaten Schätzungs- und Dokumentationspläne verfügen.
Kritische Kommunikation
Eine der wichtigsten Funktionen von Pathologieberichten oder Labordienstleistungen besteht in der eindeutigen, genauen und schnellen Übermittlung kritischer Testergebnisse an die Leistungserbringenden. Kritische Diagnosen beziehen sich auf Verfahren, die eine unmittelbare Auswirkung auf die Patientenversorgung haben. Auch mit signifikanten und unerwarteten Diagnosen sollte man rechnen. In solchen Fällen ist Vertrauen in die Erfahrung und das Urteilsvermögen der Pathologinnen und Pathologen gefragt. Ist also eine dringende Entscheidung auf der Grundlage von pathologischen Befunden zu treffen, sollten Kliniker:innen nicht warten, bis die Informationen in einem routinemäßig dokumentierten Bericht vorliegen.
Kritische Berichtssysteme
Die medizinische Laborleitung erstellt eine Liste, die alle kritischen Werte erfasst. Darüber hinaus legt sie Verfahren für kritische Befunde unter Beteiligung von Labortechniker:innen, klinischem Personal, klinischen Informatiker:innen und der Krankenhausleitung fest. Diese Konzepte kategorisieren kritische Werte nach Dringlichkeitsstufe und erwarteter Durchlaufzeit. Die Farbe Rot wird für lebensbedrohliche Werte verwendet, die ein sofortiges Handeln und einen sofortigen Anruf erfordern. Die Farbe Orange weist auf signifikant abnormale Befunde hin. Diese erfordern ein schnelles, aber nicht unmittelbares Handeln. Gelb wird für abnormale, aber nicht lebensbedrohliche Befunde eingesetzt. Auch die Eskalationspolitik muss definiert und die Reihenfolge der Empfänger:innen festgelegt werden. Außerdem ist die Liste der kritischen Werte in regelmäßigen Abständen zu überarbeiten und ihre Wirksamkeit regelmäßig zu bewerten.
Fazit
Kritische Werte sind ein entscheidendes Element einer qualitativ hochwertigen chirurgisch-pathologischen Dienstleistung. Jedes Labor, das seine Dienstleistungen verbessern will, muss über ein gut entwickeltes Konzept für die Bestimmung und den Umgang mit kritischen Werten verfügen. Einige kritische Werte erfordern eine sofortige Reaktion. Bei anderen kann die Maßnahme innerhalb weniger Tage durchgeführt werden. Viele chirurgisch-pathologische Labore verfügen in eingeschränktem Rahmen über solche Konzepte verfügen. In der Regel werden mögliche Maßnahmen in drei Stufen eingeteilt: Rot steht für lebensbedrohliche Situationen. Orange erfordert schnelles, aber nicht sofortiges Handeln. Gelb stuft Fälle als nicht lebensbedrohlich ein. Jedes Labor muss eine Eskalationspolitik und die Reihenfolge der Empfänger:innen festlegen. Eine regelmäßige Überprüfung und Bewertung der Liste an kritischen Werten ist ebenfalls von größter Bedeutung.